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29.08.2012

Alpin Mekka Karakorum – Eternal Flame

Meine Erwartungen an die Expedition nach Pakistan waren groß. Peter und ich hatten uns zwar vorwiegend zum Ziel gesetzt den Trango Tower zu besteigen, doch noch bevor ich die Reise antrat und das Karakorum mit eigenen Augen gesehen hatte, hoffte ich vor allem auch in diesem Gebirge eine Art persönliches Mekka zu finden. Ich wollte die Augen offen lassen für neue, zukünftige Herausforderungen. Oder besser: Ich wollte mir die Augen öffnen lassen und mich der Inspiration der Berge hingeben.

Expedition nach Pakistan

Bereits die Anfahrt zum Karakorum war ein Abenteuer für sich.

Soviel sei gleich eingangs erwähnt: Meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Bereits die Reise nach Skardu und in weiterer Folge der Zustieg ins Trango Basecamp waren beeindruckend. Wir befanden uns in einer neuen Welt. Es fühlte sich an als ob wir eine Flasche Wein öffneten - mit jedem Schritt nahmen wir den Geschmack von unbekannten Tälern, vergletscherten Bergen und steil abfallenden Wänden auf. Jeder Schluck war ein Genuss ...

Der Fels im gesamten Trango Valley und am Trango Tower im Speziellen hat fünf Sterne Qualität und erinnerte mich an die Zeit, die ich im Yosemite verbrachte. Die Farben des Gesteins wirken jedoch in Kombination mit der umliegenden Bergkulisse nochmals imposanter. Peter und ich konnten unsere Motivation nicht bändigen und starteten bei erster Gelegenheit einen Erstbegehungsversuch am Trango Monk und gleich darauf auch einen Versuch am Great Trango. Wir mussten aber schnell einsehen, dass wir nicht ausreichend akklimatisiert waren und uns so, wenn auch knapp - 100 Meter unter dem Gipfel des Trango Monk und 50 Meter unter dem Gipfel des Great Trango - geschlagen geben.

Unser Fokus galt aber ohnehin der Route "Eternal Flame", der Ewigen Flamme des Trango Tower, einer wahren Traumlinie aus dem Jahr 1989. Vor mehr als 20 Jahren dieses delikate Risssystem zu erkennen und frech genug zu sein es für möglich zu halten trägt die unverwechselbare Handschrift von Wolfgang Güllich und Kurt Albert. Eine Handschrift, die - der Vergleich mag weit hergeholt erscheinen - ich schon letztes Jahr im Wettersteingebirge bewundern konnte, als ich die Route "Locker vom Hocker" geklettert bin.

Mit den vorherrschenden Schneebedingungen und der von Charly Gabl vorhergesagten Schlechtwetterfront im Anmarsch mussten wir uns bereits im Basecamp gegen einen Freikletterversuch entscheiden. Wir legten unsere Taktik daher auf eine schnelle Begehung aus, und machten uns dementsprechend leicht auf den Weg in Richtung Sonnenterrasse. Die Kletterei bis dort hin gestaltete sich aufgrund der vielen Teams als mühsam und langwierig. Auch die starke Sonneneinstrahlung machte mir zu schaffen. Auf der Sonnenterrasse angelangt fühlte ich mich beschissen: mir war schlecht, ich hatte Kopfschmerzen und an den bevorstehenden Klettertag wollte ich gar nicht erst denken. Gipfelchance räumte ich mir in diesem Zustand natürlich keine ein.

Expedition nach Pakistan
Expedition nach Pakistan
Expedition nach Pakistan

Zu meiner eigenen Überraschung jedoch fühlte ich mich am nächsten Morgen um vieles besser, und spätestens als ich dann in der ersten Seillänge hing, war die Übelkeit des Vortages vergessen. Vor uns lagen hunderte Meter feinster Bilderbuchrisse. Peter und ich kletterten Seillänge um Seillänge. Wir blätterten durch das große Lexikon der Risskletterei - Fingerriss, Handriss, Faustriss, Offwidth,… alles war dabei. Wir legten ein gutes Tempo vor und folgten dem Weg der Erstbegeher in Richtung Gipfel. Auch Corey Rich, der uns als Photograph für das 150 peak project von Mammut begleitete, hielt trotz mangelnder Akklimatisation gut mit. Nach knapp 10 Stunden erreichten wir ziemlich erledigt den Gipfel. Corey zeigte schon leichte Anzeichen von Höhenkrankheit und so machten wir uns so schnell wie möglich auf den Weg nach unten.

Expedition nach Pakistan

Peter, Corey and ich auf dem Gipfel des 'Nameless Tower'.

Nach zwei Tagen Erholung im Basecamp zogen Peter und ich bereits weiter ins Basecamp der Chogolisa (7.665 m), wo wir unsere verbleibende Zeit nutzen wollen um in für uns neue Höhen vorzustoßen. Im Gegensatz zum Trango Basislager sind wir hier komplett alleine - weit und breit ist keine Menschenseele zu sehen. In ein paar Tagen geht es für uns wieder weiter, zurück in Richtung Zivilisation, doch ich hoffe die Wettergötter sind uns gnädig und gewähren uns gute Bedingungen am Berg. Vorerst sieht es nicht danach aus, aber wir werden sehen, oder – wie man hier sagt: Inschallah.

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