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26.11.2018

Vom Gipfel des Lunag Ri

Und plötzlich sind es nur noch ein paar Schritte. Vor mir liegt der Gipfelsporn des Lunag Ri.

David Lama am Lunag Ri

Ich kann mich noch gut daran erinnern wie Conrad und ich 2015 im Advanced Basecamp vor unserem Zelt saßen. Mit dem Fernglas auf Anschlag fragten wir uns, ob dieser von unten kaum zu erkennende Granitzacken tatsächlich der Gipfel sein würde. Es war nur eines der vielen Fragezeichen die auftauchten, als wir uns erstmals zum Versuch der Erstbesteigung aufmachten. Vier Jahre ist dies nun her. Viel ist seitdem geschehen, und vieles davon macht diese letzten Schritte jetzt so besonders.

Ich quere die letzten paar Meter über windgepressten Schnee, der auf der nepalesischen Seite des Berges am Granit klebt.

Auch wenn mein Kopf voll ist mit den Eindrücken, die ich dort oben jeden Augenblick aufsauge, so sind meine Gedanken doch irgendwie leer. Das Wissen, sich keinen Fehler erlauben zu dürfen, ist konstant präsent und dominanter als alle Gefühle. Es mündet in intensiver, fast schon anstrengender Konzentration, wie ich sie nur von anderen Alleingängen in den Bergen kenne.

David Lama am Gipfel des Lunag Ri

Ganz vorne am Gipfelsporn angekommen bleibe ich stehen. Es fühlt sich ungewohnt an, dass es auf einmal kein weiter mehr gibt.

David Lama am Gipfel des Lunag Ri
David Lama am Gipfel des Lunag Ri

Ich sacke auf meine Knie, bin müde und glücklich, auch wenn ich es jetzt gerade vielleicht nicht so ausdrücken könnte. Ich denke kurz an Conrad. Er ist der einzige, mit dem ich diesen Moment gerne geteilt hätte.

Biwak am Lunag Ri

Dann ist die kurze Welle der Gefühle wieder vorbei und das Wissen, dass ich heute noch so weit wie möglich vom Berg runter kommen sollte nimmt mich ein. Das Ziel ist erreicht und der Abstieg drängt, denn endgültig geschafft haben werde ich es erst wenn ich wieder unten bin.

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