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29.08.2011

Paciencia, 8a Eiger Nordwand

2003 machten Stef Siegrist und Ueli Steck eine Erstbegehung an der Eiger Nordwand. Fünf Jahre später und nachdem sie die einzelnen Seillängen einige Tage versucht hatten, gelang den Beiden die erste freie Begehung. Sie kletterten alle Seillängen in Wechselführung, nannten die Route „Paciencia“ und bewerteten ihre schwierigste Länge mit 8a. Schon kurz nachdem die Route befreit wurde, machte mich Stef aufmerksam auf die Tour, doch es sollte noch eine Weile dauern, bis ich mich an das Projekt wagte.

Sonntag, 21.8.2011:
Zusammen mit meinem Partner, Peter Ortner, steige ich aus dem Stollenloch, das sich rund 300 Meter über dem Fuß der mächtigen Nordwand befindet. Es weht ein leichter Wind und schnell ziehen wir unsere Gore-Tex Jacken an. Ungesichert steigen wir über leichte Platten und Bänder zu einem Biwakplatz. Dann queren wir nach links, seilen uns an und ich steige die erste Seillänge vor. Über nasse Platten klettern wir zur ersten wirklich schweren Länge.

Stef und Ueli haben sie nur mit 7b bewertet, also versuche ich sie onsight zu klettern, doch ich stürze schon nach wenigen Metern. Die Wand ist hier nur senkrecht und die Griffe und Tritte sind extrem schwer zu sehen. Ich klettere die Seillänge bis zum Stand, dann lässt mich Peter wieder zu sich ab und ich versuche mein Glück erneut...

Dieses Mal steige ich die Länge durch, aber mit 7b hat das ganz sicher nichts zu tun! Über eine 7c+ und eine 7a gelangen Peter und ich auf ein Band, auf dem wir eine kurze Pause einlegen. Die nächste Seillänge ist mit 8a die Schlüssellänge, doch sie fällt mir nicht besonders schwer und ich klettere sie im zweiten Versuch. Die restlichen 200 Meter sind nie schwerer als 7a und bereits um 16 Uhr erreichen wir unser Biwak direkt unter dem Tschechenpfeiler.

Montag, 22.8.2011:
Ich habe nicht besonders viel geschlafen, da ich die ganze Nacht zu kalt hatte und auch Peter geht es nicht wirklich gut. Sein Gaumen ist auf die dreifache Größe angeschwollen und er kann fast nichts mehr essen oder trinken. Wir überlegen beide abzuseilen, doch keiner von uns wagt es zu sagen – Verhältnisse wie jetzt hat man nicht oft am Eiger, das Wetter passt und wir haben bereits den schwersten Teil der Route hinter uns. Wir wissen dass wir es schaffen können, also klettern wir weiter.

Die erste Länge nach dem Biwak ist eine 7c+. Die Zweite ist nur eine 7b+, aber sie fällt mir um einiges schwerer. Bei meinem ersten Versuch habe ich keine Chance. Beim Zweiten bricht mir am Ende der Seillänge ein Griff aus. Beim dritten Anlauf steige ich sie dann endlich durch.

Die restlichen 11 Seillängen sind zwar immer noch schwer, aber ich rette mich von Stand zu Stand und Peter und mir gelingt die erste freie Wiederholung der Route.

Paciencia ist für mich die mit Abstand anspruchsvollste Felsroute, die ich heuer in den Alpen geklettert bin. Ihre schwerste Seillänge ist zwar „nur“ 8a, aber die unzähligen 7b’s und 7c’s – die mir oft schwerer fielen als die 8a Seillänge – haben es in sich.

Bewertungsvorschlag der einzelnen Seillängen: 6b, 6a, 6a+, 7c, 7c, 7a, 8a, 7a+, 6b+, 6a+, 6a+, 2 (Biwak), 7c, 7c+, 7b, 7a, 6a, 7a+, 7c, 7a, 6c+, 6b, 6b, 6c+

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